Die Burg

Die BurgDie Oberburg der Höhenburg mit dem Bergfried wurde vermutlich in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts erbaut. Sie ist 1150 erstmals urkundlich erwähnt. 1226 wird sie dann als Vogtisberg bekundet. Diese Bezeichnung, aus der der heutige Name abgeleitet ist, besagt, dass die Burg eine Zweitburg der Grafen von Gleiberg war und von deren Vögten besetzt war. Ab Mitte des 13. Jahrhunderts wurde die Anlage durch den Bau der Unterburg erweitert.

Der 1226 erwähnte Conradus de Deyrenbach (Konrad von Dernbach) gilt als Stammvater der besonders im 14. und 15. Jahrhundert bedeutenden Dernbacher Ganerbschaft, der neben der Vetzburg auch die kleine Wasserburg (Motte) Alt-Dernbach bei Herbornseelbach gehörte. Der Familienzweig, der nach der Dernbacher Fehde Alt-Dernbach an die Grafen von Nassau verkaufen musste, baute vor 1350 die Burg Neu-Dernbach in Dernbach, heute Gemeinde Bad Endbach. Die einzelnen Familienzweige nannten sich mal von Dernbach, mal von Vetzberg (Voitsperg), mit und ohne Zunamen wie, genannt Rode, Graul, Krig, Holzappel, Ruchschade oder Mul.

Im Laufe der Zeit teilten sich alleine durch Erbfälle bis zu 34 Ganerben den Vetzbeger Besitz. Einige der Vetzberger Ganerben machten durch ungezügeltes Raubrittertum von sich reden, für das sie die Vetzburg als Stützpunkt nutzten. Mehrfach wurde die Burg daher belagert und zerstört, letztmals vom Stadthauptmann von Frankfurt 1463. Erst als der „Ewige Landfrieden“ von 1495 diesem Treiben ein Ende setzte, verließen die letzten Vetzberger Ganerben die nun bedeutungslos gewordene Burg. Die zuletzt noch verbliebenen vier Ganerben verkauften 1765 ihre Rechte und Besitzungen an die Fürsten von Nassau-Weilburg. Die strategisch und militärisch inzwischen wertlose Burg verfiel allmählich.

 

Die Burg Vetzberg ist eine Höhensiedlung, ähnlich wie die von Hohensolms, Staufenberg, Gleiberg und Königsberg. Das Dorf ist im Anschluss an den Bau der Burganlage entstanden. Man kann vom 13. Jahrhundert als Entstehungszeit des Ortes ausgehen, im 14. Jahrhundert wurde er mit einer starken Mauer umgeben, von der noch Reste vorhanden sind. Wie an anderen Stellen auch, so verbaute man das Steinmaterial aus der Stadtmauer später beim eigenen Hausbau. Der Eingang zur Burg wurde durch einen starken Torturm gesichert, der in Sandstein ausgeführt wurde und mit Falltor(heute nicht mehr vorhanden) sowie Schießscharten und Pechnase versehen war.

 

Die Bezeichnung "Vetzburg" bedeutet nichts anderes als "Vogtsburg", d.h. der Vogt von Vetzberg war "Angestellter" und Abhängiger der Grafen vom Gleiberg. Unter anderem hatte er für die Einsammlung der Zehntabgabe zu sorgen. Der erste schriftliche Hinweis auf die "Vetzburg" stammt aus 1226, als unter den Zeugen einer Urkunde ein "Macharius de Vogdisberch" auftauchte. Ein ebenfalls hier genannter "Konrad von Dernbach" ist der Ahnherr der späteren zahlreichen Vetzberger "Ganerbschaft"(Angehöriger einer Erbengemeinschaft, die auf ungeteiltem Erbe zusammenleben).


Nach dem Aussterben der Gleiberger Grafen geht die Vetzburg in den Besitz der Herren von Merenberg. Die Vetzberger gewinnen nun eine gewisse Selbständigkeit, sie schließen eigenständig Verträge und beteiligen sich unter nassauischer Herrschaft an kriegerischen Auseinandersetzungen, ohne auf ihre Lehnsherren auf der Gleiburg Rücksicht zu nehmen. Dies führte im Jahre 1378 auch zur Zerstörung der Vetzburg.

Im 14./15.Jahrhundertgeraten die Vetzberger Ganerben in wirtschaftliche Schwierigkeiten und verlegen sich daher auf das Ausplündern von Kaufleuten und Reisenden. Daher entstand der Name "Raubritter" für die Bewohner der Vetzburg. Dies führte schließlich zu heftigen Auseinandersetzungen mit den Betroffen. Beschädigungen und Belagerungen der Burg mussten in Kauf genommen werden. 1463 wurde die Burg durch die Soldaten der Stadt Frankfurt gestürmt. Durch das Gesetz des "Ewigen Landfriedens", das die Räubereien unter Strafe stellte, ließ das Unwesen der Vetzberger Raubritter nach. Die Burg war nun nicht mehr wertvoll als Zufluchtsort, zumal auch gegen die aufkommenden Feuerwaffen nicht mehr viel auszurichten war. Die Nassauer gewinnen nun wieder ihre Oberhoheit über den Vetzberg.

1765; Vertrag zu Krofdorf durch Familien von Lesch, Schwalbach, Nordeck zu Rabenau und Schenk zu Schweinsberg: Alle ganerblichen Rechte, Renten, Jagdbezirk und Grundstücke werden an den Fürsten zu Nassau-Weilburg verkauft. Vetzberg kommt unter die Verwaltung des inzwischen von Gleiberg nach Atzbach verlegten nassauischen Amtes und wird 1816 preußisch.


 

Die Burg
Die Burg

Burgkapelle, Gottesdienst, Schule
Die Vetzberger Einwohner gingen früher in eine bereits 1454 bezeugte Burgkapelle zum Gottesdienst. Durch Verfall konnte sie nicht mehr benutzt werden, und seit dem 18.Jahrhundert mussten die Vetzberger die Rodheimer Kirche besuchen. Im Jahr 1866 mussten die Vetzberger "Preußen" ins "feindliche" hessische Rodheim zur Kirche und zur Schule gehen, bis 1896 das erste Schulhaus in der Burgstraße 41 gebaut wurde.

Die Vetzberger Gemarkung
Burg und Siedlung Vetzberg entstanden zu einem Zeitpunkt, als das umliegende Land bereits unter die meist mehrere hundert Jahre älteren Nachbargemeinden Heuchelheim, Krofdorf, Rodheim und Fellingshausen aufgeteilt war. Zwei Grenzbeschreibungen aus den Jahren 1454 und 1458 deuten darauf hin, dass die Vetzberger Feldgemarkung aus der wesentlich größeren Rodheimer Mark ausgegliedert wurde und man im Rahmen einer guten Nachbarschaft einen Vertrag unter Berücksichtigung sozialer Bedingungen geschlossen hat und so eine 66ha große Vetzberger Gemarkung entstehen ließ, auf der einiger Ackerbau dadurch ermöglicht wurde.


Eine Vergrößerung des Dorfes über die Burgmauer hinweg und eine zusätzliche Besiedlung wäre ohne diese Großzügigkeit der Nachbarn nicht möglich gewesen.

Wirtschaftliche Situation im 19. Jahrhundert
Ernsthaft erwog man 1830 , den gesamten Ort abzubrechen und am Fuß des Basaltkegels wieder aufzubauen. Von 110 Morgen Feldgemarkung gehörten 30 Morgen zum Vetzberger Hof, die übrigen 8o Morgen teilten sich 40 bäuerliche Betriebe, die davon nicht existieren konnten, sodass viele Einwohner in Schulden gerieten und verarmten. Folge davon war, dass sich zahlreiche Einwohner zum Auswandern entschlossen.
Erst durch die Schaffung neuer Arbeitsplätze in Industrie und Handel im Bereich Gießen, Wetzlar und Lollar sowie durch Verbesserungen in der Verkehrserschließung Kehrte ein gewisser Wohlstand ein. Das Dorf änderte sich von der bäuerlich-strukturierten Gemeinde zum reinen Wohnort, die südlich ausgerichteten Baugebiete lockten viele Stadtbewohner auf den Netzberghang, von dem man eine prächtige Aussicht nach allen Seiten genießen kann.


Von einer Treppenkonstruktion aus, die am Bergfried errichtet wurde, kann man rundherum ins Land schauen, auf dem Bergplateau befindet sich eine Gaststätte. Weitere Sehenswürdigkeiten sind das "Wolfskehlsche Haus", der "Vetzberger Hof", die Gebäude am Burgaufgang und lohnenswert ist auch ein Rundgang durch den alten Ortskern. Verschiedene Hinweistafeln aus Metall vermitteln Wissenswertes über den Ort Vetzberg.